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Mit Haydn und Mozart ins Konzertjahr

Philharmonische Gesellschaft feiert Wiedervereinigung

Mit Haydn und Mozart ins Konzertjahr

Mit dem traditionellen Konzert zum Tag der Deutschen Einheit eröffnete die Philharmonische Gesellschaft Paderborn am Freitagabend in der Paderhalle ihre neue Konzertsaison. Ganz im Zeichen des Jubiläums „35 Jahre deutsche Wiedervereinigung" strahlte der Konzertabend Eleganz und viel Zuversicht aus.

Dirigent Thomas Berning und die Herren des Orchesters erschienen im Frack, das Publikum erhob sich zum gemeinsamen Gesang der Nationalhymne - ein feierlicher Auftakt, der den besonderen Anlass würdigte.

Bereits mit der Werkauswahl setzte Berning ein deutliches, künstlerisches Signal: Auf dem Programm standen ausschließlich Werke der Wiener Klassik, allesamt in C­ Dur, jener Tonart, die in der Klassik häufig als Symbol heiterer Klarheit und optimistischer Kraft gilt. Neben Joseph Haydns Sinfonien Nr. 90 und Nr. 82 erklang Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 KV 467 – eine Hommage an die Leuchtkraft der Wiener Klassik.

Gleichsam als Ouvertüre zum Konzert spielte das Or­ chester den 1. Satz der Sinfo­ nie Nr. 90 (1788), die zu den „nachgereichten“ Pariser Sinfonien Joseph Haydns zählt und ein Auftragswerk für die Pariser Freimaurervereinigung „Concert da la Loge Qlympique“ war. Rasante Orchesterläufe, Synkopen und eine energiegeladene Stimmung prägen diesen bravourös gespielten, sinfonischen Satz.

Als Solist des Mozart-Klavierkonzertes brillierte dann der international renommierte Pianist Alexander Schimpf, 1981 in Göttingen geboren. Mit sicherem Anschlag, feinem Gespür für Klangfarben und souveräner Technik verlieh er Mozarts Klavierkonzert eine noble Leichtigkeit. Besonders hervorzuheben sind seine selbst komponierten Kadenzen in den Ecksätzen als gekonnte Reminiszenz an die Improvisationspraxis der Mozart­Zeit. Das berühmte Andante, das als Soundtrack zum schwedischen Film „Elvira Madigan“ (1967) weltbekannt wurde, gestaltete Schimpf mit inniger Ruhe und schwebender Kantabilität. Der spontane Applaus nach diesem Satz war Ausdruck der musikalischen Begeisterung und der Anerkennung der künstlerischen Leistung. Als Zugabe bedankte sich Schimpf mit Franz Schuberts „Moment musical" f­ Moll op. 94 Nr. 3.

Nach der Pause wandte sich das Orchester erneut Haydn zu - mit der Sinfonie Nr.82 in C-Dur, der sogenannten „L'Ours" (,,Der Bär"). Bereits im kraftvollen ersten Satz überzeugte das Ensemble durch klare Artikulation und rhythmische Präzision. Im Finale, dessen markante Bassfiguren dem Werk seinen volkstümlichen Beinamen ,,Der Bär" eintrugen, entfalteten die Musiker eine spürbare Spielfreude.

Nach anhaltendem Applaus wiederholte das Orchester diese Passage als willkommene Zugabe - ein sympathischer, humorvoller Abschluss eines festlichen Konzertabends. Thomas Berning, der seit Jahren die Sinfonien Haydns in seinen Programmen aufgreift, bewies einmal mehr feinsinniges Gespür für die geistvolle Mischung aus Witz, Menschlichkeit und formaler Gestaltung, die Haydns Musik auszeichnet.

So wurde nicht nur ein Komponist gefeiert, der die Entwicklung der Sinfonie entscheidend geprägt hat, sondern auch ein Orchester, das sich dieser Tradition mit Engagement und Ernsthaftigkeit verpflichtet fühlt.

Kompliment an die Konzertbesucher: Kein Zuhörer verließ bereits vor dem langanhaltenden Beifall den Saal - ein seltenes, aber erfreuliches Zeichen des Respekts gegenüber den Musikern. Am Sonntag, 1. Februar 2026, veranstaltet die Philharmonische Gesellschaft ihr nächstes Konzert um 18.00 Uhr mit den „Jungen Sinfonikern OWL“ in der Paderhalle.

aus: Westfälisches Volksblatt, Paderborn, 6. Oktober 2025, Text Hermann Knaup


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